Wüste und Atlas - Marokko Teil2

Veröffentlicht am 1. August 2025 um 09:21

Ait-Ben-Haddou und Ouarzazate 

Hallo und herzlich Willkommen zum zweiten Teil dieser Serie.

Heute sehen wir zuallererst einen wenig eingeborenen, etwas unsicher ob dem neuen Kopfgewand wirkenden, aber dennoch stabil aussehenden Reisenden. Hier beim alten Dorf mit Ruine on Top, ist heute nicht so der Bär am steppen. Es sind nur ein paar Verkäufer motiviert, diese allerdings eher verbissen. So lande ich bei meinem superduper blauen Scarf "if you go to the Desert, you need this sir, for sure" :-) Ansonsten ist die Anlage, zu der jeder ein Empfehlungsschreiben ausstellen würde den ich bis jetzt hier im Land getroffen habe, eher gar nicht so krass! Die Ruine wird wegen Bauarbeiten nicht geöffnet, das Restaurant hat kein Bock mir eine Pizza zu backen und wie gesagt sind kaum läden auf und mit mir noch 3 andere da. Mein Verkäufer meint es ist zu heiß und auch nicht mehr wirklich Saison. So schlecht kann´s ja nicht laufen denke ich mir...

Ich schlendere und knippse, genieße die doch ganz angenehme Atmosphäre, esse meine Pizza bei zwei ganz jungen Kerlen die gerade vor 4 Wochen ihren Imbis eröffnet haben. War ne Pizza "Berberstyle" mit Paprika und Hackbällchen. Eher kleine größe aber total ausreichend für 38Dirham sind 3,80€ und dazu noch frisch gepressten Kiwisaft. Dafür gibts direkt eine Google-Rezession für den Push des Geschäfts. Ab nach Ouarzazate das Camp einrichten...Negativ! Der Campingplatz hat geschlossen wegen einer Hochzeitsfeier. Der nächste ist kaum weit und ein Treffer!

 

 

 

 

 

Da brat mir doch glatt einer nen Storch! Ein Mülleimer der genutzt wird und nicht defekt ungenutzt rumsteht. Es ist halt auch ein Touriort, was aber echt nichts heißen müsste hier im Waste- and Trashland. Sorry aber ist so!

 

Meinen Müll lasse ich gerne hier, ist doch selbstverständlich. 

 

Ach was mir gerade so einfällt, während ein paar Meter rechts von mir, an einem See auf 2100m ü.M. gelegen, ein Esel sein Geschrei von sich gibt. Warum und/oder zu welchem Zweck "Ih-Ah" ein Esel? Die sind echt laut und fast schon etwas fürchterlich.

Etwas versteckt am Ende eines Stadtteils von Ouarzazate liegt diese kleine Oase im Sand. Die Betreiber sind sich erst uneinig wie ich und mein Gespann einzupreisen sind, werden sich nach einem Machtwort des wohl doch irgendwie Chef einig. Ein Camper zwei Personen! Ha, momentale mol...ich willige ein um meinen Frieden zu haben. Ausgegangen waren die Verhandlungen von einem Camper, einem Anhänger(habe noch nie für den Anhänger extra bezahlt) und zwei Personen. Sie meinen es gibt nur diesen Tarif Womo+2Personen und in der Hauptsaison werden auch Anhänger berechnet, da der Platz rar sei. Schlawiner aber eigentlich ja immer nett und freundlich! Der Platz ist ein Segen und Tierparadies zugleich und etwas später am Abend bekommen wir noch Zuwachs von zwei Franzosen, hehe. Katzen, ein Kampfhahn, vier oder fünf Pfauen, drei Dromedare und bestimmt noch Getier welches ich nicht gesehen habe. Mann könnte hier auch länger verweilen nur möchte ich gern weiter, ist doch klar. Neues Land gilt es zu erkunden und ganz ehrlich Ouarzazate ist eine Wüstenstadt - es brennt schon echt ordentlich.

 

Der Plan sieht vor weiter nach Süden nach Zagora zu fahren. Jedoch bin ich schon am zweifeln ob dies die richtige Wahl für das bestmögliche Erlebnis darstellt. Ich habe Glück und ganz spät in der Nacht kommen noch Reisende an. Am morgen gehen wir auf Kontakt. Er, ein Engländer der in Deutschland gelebt hat(sein Camper fährt unter Freisinger Nummer), spricht fließend Deutsch, seine Frau eine Russin und zwei Kinder. Nette Kombo denke ich mir und höre gespannt was er zu sagen hat. Es stellt sich heraus, dass sie mehr oder weniger vor der Hitze in der Zagora-Wüste geflohen sind. Zagora, ja genau da will ich doch heute auch noch hin um den obligatorischen Wüsten bzw. Dünenaufenthalt zu erleben...

Am morgen wird dann auch noch "Teil1" gebloggt und währenddessen entschieden die Dünen auf ein anderes Mal zu verschieben. Ach genau, der freisinger Engländer sprach von 52°C in Zagora. Klingt erstmal sehr viel und evtl. ein paar Grad drüber, denn die Wetterapp war meist so bei max. 45°C wenn ich immer wieder geschaut hatte. Die Wüste habe ich ja auch in dieser Gegend schon eindrücklich erlebt, gespührt und gesehen, somit wären die Dünen nur noch die Kirsche gewesen. So sei es und abgehakt geht es weiter in das unglaubliche Dades-Tal!

Dades-Tal

Vom Dades-Tal hat auch so ziemlich jeder berichtet, man müsse es unbedingt auf einer Marokko-Reise besuchen. Und ja, das trifft dann auch wirklich zu und beeindruckt mich um ein Vielfaches mehr, als Ait-Ben-Haddou, was wirklich etwas enttäuschte. Schon bei Eintritt ins Tal und den ersten Kurven und Ansichten wird sofort klar, hier ist es dann doch schon besonders. Ich weiß jetzt nicht mehr genau wie oft ich zum Bilder machen angehalten habe bis ich nach ca. 12km am Stellplatz war - öfter als bisher auf der Reise!

Von unten nach oben geknippst ist das Hotel zu sehen, welches auch vier Stellplätze für Camper anbietet. Ich stehe allein und im Hotel ist ein fränzösisches Paar mit Kind eingecheckt. Alles ganz wunderbar. Dann auf zur Erkundung der Gegend, welche heute wieder mit den Bergschuhen stattfindet. Es gibt im grünen Tal natürlich Wasser und wo Wasser da Leben. Nach ein paar Metern am Fluss quere ich jenen gekonnt, mittels eines Damm der Marke Eigenbau und komme trockenen Fußes auf der richtigen Seite wieder an. Dort rechts ab, geht es in einen engen Canyon von Ausmaß. Geduckt, geschwungen, gehangelt, gestiegen sozusagen geht es hinein...na ein bisschen Indiana Jones eben! Dann ganz bald geht es für mich an einer Stelle nicht mehr weiter, da hier schon Klettereigenschaften gefragt wären und ich diese bei Leibe nicht bieten kann! Den Schatten des Canyon nutzt auch eine Hündin mit ihren Jungen. Allesamt schauen sie gut genährt und fit aus. Ohne Sorgen um ihr Wohl verlasse ich den Canyon und steige eine der Varianten zum Aussichtspunkt auf. Achja, wir befinden uns auf ca. 1700m ü.M. am Stellplatz. Der Aussichtspunkt bzw. Picknickplatz ist auf ca. 2100m ü.M. und bietet ein Panorama das seinesgleichen sucht. 

Den Canyon kann man, wenn man klettern kann komplett von unten bis oben "durchgehen". Diese im Bild gut zu erkennende Spalte ist ein Hingugger!

 

Oben angelangt eröffnet sich ein kleines Plateau, das wie gesagt als Picknick und Veranstaltungsplatz genutzt wird und auch ein paar Gemüse und Maisfelderchen gibt es hier oben. Am Tag darauf, bin ich mit dem Fahrrad hier oben und treffe noch eine Herde Schafe und ihren Herren.

 

Na die Felsen und die sich aus ihnen ergebenen Gestalten sind schon verrückt. Man kennt das ja von Mosaikbildern oder diesen Bildern wo du, wenn du länger schaust immer mehr Details erkennst. Ihr wisst schon was ich meine. Man sieht alles mögliche und unmögliche! Die Aussicht lädt zum verweilen ein, die Hitze nicht. Ich mache flotten Schuh und umkreise den Berg um den Schwung zurück ins Tal zu nehmen. Ich wandere in ein trockenes Flussbett und staune nicht schlecht.

 

Im Flussbett und auf dem Weg dorthin, stellt sich heraus, dass es einen gut machbaren Weg für das MTB gibt um auf das Plateau zu gelangen. Mein Plan, den heute im Aufstieg gewanderten Trail am folgenden Morgen mit dem MTB zu fahren, steht.

Langsam gelange ich auch wieder in Richtung Grün und schwinge den Schwung bis zum Hotel zuende. Am Fluss wird in dieser Gegend und später weiter im Gebirge drin, von meist jungen Frauen oder Mädchen vonhand Wäsche gewaschen.

 

Es ist eine andere Welt!

 

Die Hotellounge lädt zum verweilen ein. Mittlerweile habe ich mich mit dem fränzösichen Paar unterhalten und Romain und Roman sind sofort guter Dinge bei gleichem Namen. Romain und seine Partnerin Julia sind Marokko-Profis. Seit mehr als 15 Jahren reisen sie ins Land, früher um zu arbeiten und soziale Projekte anzustoßen, heute nur für Urlaub und um Freunde zu treffen. Von Romain erfahre ich ein paar interessante Dinge, zum Beispiel dass das Wort "Berber" eigentlich von Barbar abstammt und nicht korrekt ist wenn man von den Bergbewohnern spricht. Amazir ist die korrekte Bezeichnung und die gesprochene Sprache unterscheidet sich komplett vom arabischen. Das Dades-Tal ist bei jedem Besuch, also jährlich, ein fester Stop auf ihrer Route durch das Land und wird von Romain als das schönste der "berühmten" Täler bezeichnet. Am Abend des zweiten Tages gesellt sich dann noch eine portugiesische Familie zu uns und allesamt essen wir Taijin mit Hühnchen. Auch witzig, der Mann der Familie hat eine schweizer Mutter und spricht schwizerdütsch mit mir. Es wird sich wild in sämtlichen Sprachen, aber meist in englisch und fränzösisch unterhalten, denn die Portugiesen sprechen auch "francais". 

 

So, nun mach mer Ende hier und freuen uns allesamt auf Teil 3, tschau zämma!

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Kommentare

Katja
Vor 5 Monate

Mega schöne Bilder. Ich habe das Land total unterschätzt 🙈
Toll, dass du so schöne Begegnungen hast. Weiterhin viel Spaß und wir hier in Deutschland würden echt gerne bisle Sommer abhaben...😜

Roman
Vor 5 Monate

Es ist wirklich eine Reise wert! Verlangt einem aber schon etwas ab. Beim zweiten Mal ist es, denke ich vielleicht leichter.