Road to Marrakesh

Veröffentlicht am 23. Juli 2025 um 12:59

Nun war es nach Wochen auch mal Zeit, die europäische Komfortzone zu verlassen und auf einen für mich neuen Kontinent zu fahren. Funk und Fernsehen können einen ja durchaus ganz gut auf die Rahmenbedingungen vorbereiten, nur die Wirklichkeit ist dann halt "real" und zum anfassen gut!

 

Ich lasse mich einen Tag vor der Fährfahrt in kurzer Distanz zum Hafen nieder und hoffe auf einen einigermaßen reibungslosen Ablauf des Übertritts samt den Grenzkontrollen. Der Hafen natürlich, ironischerweise an einem Samstag Morgen kaum besucht, und komplett ohne dass es stressig wird parke ich auf der Fähre - als letzter, dem Prinzip treu "last in first out" ist der Einweiser der Oberstresser!

Ein paar LKW´s dürfen dann trotzdem noch vor mir rausrollen! Es geht ohne Umwege direkt zuerst zur spanischen Grenze und danach die marrokanische genommen. Dort dauert es ca. eine Stunde inkl. meiner Kontrolle, welche doch genau ausfällt und mehrere Beamte samt Hund involviert. Nicht mal dreckige Unterwäsche gibt es bei mir zu finden!

 

An blitzblank gereinigten Gehsteigen und Grünanlagen entlang in Richtung erstem Stop für diese Nacht - eine Raststätte an einer Bundesstraße, irgendwo zwischen Ceuta und Rabat. Ganz bald verlassen wir die "Schauzone" und erhalten das wahre Straßenbild Marrokos, welches einfach unfassbar vermüllt ist!

 

Immer wichtig auch ist die Kontrolle des richtigen Reifendrucks, nur so kann gewährleistet werden, das optimum an Performance und Straßenlage herauszuholen. Die Raststätte ist ganz ordentlich, hat ein großes Restaurant, welches an diesem Samstag Abend auch sehr gut besucht ist. Nach einer leckeren Taijin und lauter Beschallung habe ich eine ruhige Nacht trotz Straße. Weiter geht es zum nächsten Etappenziel. Ein Campingplatz direkt am Meer zwischen Cassablanca und Rabat.

Der Kerl heißt Yussuf und macht Bikepacking rundherum Marroko und nimmt sich dafür 2 Monate zeit. Respekt! Wir quatschen ein bisschen, tauschen Fahrradgeheimnisse aus, ich helfe ihm mit sauberem Trinkwasser aus und er steckt mir seine Visitenkarte zu. Er bloggt das ganze auf Instagram! Er ist Physiklehrer sagt er und ich erwidere - Arbeitslos

Die ersten beiden Etappen waren ja noch eher im Norden des Landes und auch voller Landwirtschaft und Ackerbau. Nun ging es allmählich dann in eine andere Gegend mit weniger Vegetation und mehr "Weite". Das Land zieht vorbei und auf der Autobahn für die ich mich entschieden hatte, ist der Verkehr sehr überschaubar und ruhig. Entspanntes dahinrollen bei 80-90km/h verleitet einen in Gedanken zu versinken "was kommt da noch so auf mich zu?" und "wie wird wohl Marrakesch?", "werde ich in den Bergen all das erfahren was ich mir vorstelle?" 

Jetzt ist es aber echt schon fast wüstenartig denke ich mir, während ich auf Marrakesch zurolle und bis zuletzt nichts entdecken kann. Nach ein paar Bergketten liegt es irgendwo in der riesigen Ebene im Dunst verborgen. Kein Wolkenkratzer oder dergleichen verrät wo sie sich befindet - schlicht und einfach weil es keine hohen Gebäude gibt. 

Mein Domizil für den Besuch in Marrakesch ist ein Campingplatz ca. 30km ausserhalb der Stadt. Es gäbe durchaus auch andere Möglichkeiten und auch Campingplätze die näher am Zentrum gelegen sind aber mich hat dieser hier im Vorfeld voll überzeugt und er hat geliefert! Die Caravan-Saison ist schon lange vorrüber und somit teile ich mir den riesigen Platz mit einem weiteren Fahrzeug aus Frankreich. Da ich vorher nicht wirklich viel einkaufen konnte und auch weil die Rezessionen zur Kochkunst von Fatima eindeutiger hätten nicht sein können, nehme ich für beide Abende das Dinner und am Abreisetag noch das Frühstück. Es schmeckt fantastisch und das allermeiste auf den Tellern ist selbstgemacht und kommt sogar noch aus eigener Produktion. Hühner, Eier und Gemüse! Die Brote sind alle selbstgebacken und die Pommes handgemacht - es ist lecker und mit 175DH, was zur Zeit etwa 17€ entspricht, für Marroko sogar etwas überdurchschnittlich. Ich denke mir was habe ich bei meiner Fastfood-Erfahrung in Jerez für 22€ bekommen...lächerlich. Die Lounge hat Tee und Wifi, welches ich nutze um die Zeilen zu schreiben.

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Kommentare

Lisa Diepold
Vor 5 Monate

Oh ich bin schon ganz gespannt was du zum wilden Marrakesch sagst 😄

Roman
Vor 5 Monate

Hi Lisa, kannst du nun nachlesen. HF Grüße Roman