Andalusien Radreise

Veröffentlicht am 17. Juli 2025 um 13:19

Kapitel 1: Von Los Canos de Meca nach Tarifa

Ach herrlich! Es ist nun wieder ein weilchen Zeit vergangen seit ich mit dem Radönsche und zusammen mit Philipp nach Innsbruck unterwegs war. Eine Radreise im Süden Spaniens also. Ursprünglich eher umfangreich geplant, sollte sie über mindestens 10 Etappen nach Granada und wieder zurück gehen. Was allerdings etwas naiv betrachtet und auch weniger ein Genuß, als mehr eine Tortur werden wird! 30°C Die Idee so lange zu fahren stelle ich schon vor ca. zwei Wochen in Frage, als ich zum ersten Mal durch spanische Hitze radelte.

 

Die Kürzung von 10 auf 3 Etappen fällt dann schon rapide aus, dennoch kommt es mir von Anfang an richtig vor und wird sich noch als sehr richtig erweisen!

 

Ein kleiner Rundkurs zur Südspitze Europas und über ein paar Berge zurück, denke ich mir wird sicher schön. War es auch! Sehr sogar, nur ist halt bei "auf Straßen navigieren" in Spanien nicht immer auch Straßen drin. 

 

Etappe eins von Los Canos de Meca nach Tarifa ist komplett unproblematisch und verläuft bis auf wenige Meter gesittet und asphaltiert. Wenn man von dem wirklich geilen Radweg, der nebenbei erwähnt von Cadiz bis Tarifa führt(das ist weit) und seine besonderen "Gefahrenstellen" absieht. Wie geil ist denn bitte dieses Straßenschild? Man muss aber schon gestehen die "Drops" oder "Gräben" die dort überwunden wurden oder im nachhinein entstanden sind, sind schon teilweise kriminell. Ein schneller Radler kann sie einfach mit ein bisschen "abziehen", "doublen" - Nicht!

 

- Radfachchinesisch ENDE -

Die ersten Kilometer purzeln flott, da auf dem Radweg halt Leere und der wirklich schnell rollt. Die grüne Farbe die in als "grünen"-Weg für grüne Fortbewegungsmittel kennzeichnet, hätte man sich auch sparen können, da es sonst weit und breit keine Radwege mehr gibt. Einfach weniger Farbe und dafür ein paar mehr Kilometer Fahrradweg!

 

Ein paar Ortschaften mit Strandgewusel weiter, es ist Sonntag, kommen wir durch die Zahara *reusper*. Eine große, natürliche Düne aus dem Nichts entstanden quasi. Ne blödsinn, der Ort der ein paar Kilometer davor links liegen gelassen wurde, heißt Zahara. Die Düne ist schön und spektakulär, si claro.

 

Weiterfort ein paar Meter südlich liegt eine alte Ausgrabungsstätte, welche ich mit meinem präzisen Timing, welches mich die ganze Reise schon begleitet, verpasse! 30min vor Schließung, am Sonntag 15Uhr wird keiner mehr eingelassen. Eintritt wäre frei und man bekommt sogar Guiding bzw. kann jederzeit die Angestellten fragen.

 

Es ärgert mich schon ein wenig!

 

Die Etappe neigt sich dem Ende zu und auf dem Weg zur Insel Tarifa, welche an diesem Sonntag nicht geöffnet wurde, kann ich schon mal einen Spot zum Übernachten klarmachen. In diesem Gebiet hatte ich vorher schon angedacht zu nächtigen, es war nur nicht sicher ob es einen geeigneten Platz geben wird.

 

Es wuselt nur so von Menschen in der Stadt und um die Insel mit dem Leuchtturm. Die Einheimischen nutzen auch nur jeden kleinsten Flecken Strand. 

 

Schnell weg, denke ich mir und mache noch einen Stop beim "Dia" dabei hat der doch bis in die Nacht auf?

Mit die vollen Taschen und 9 Liter Wasser obendrauf verlasse ich die Stadt in Richtung Nachtlager im Vogelschutzgebiet direkt hinter dem Strand.

Es sei hierbei gesagt, hier gibt es keine Verbote, ausser dass man nicht durch das Gebiet zum Strand kreuzen soll!

Mach ich nicht und lasse mich sehr zufrieden mit der Wahl nieder.

Noch ein paar schlechte Bilder der schlechtesten Handykamera? Klar doch, bittesehr!

 

Wer zum Beispiel die Bilder mit der Düne aufmerksam angeschaut hat, sieht im Hintergrund Afrika.

 

Nach reichlich Nudel vom Gaskocher und einem Bierchen oder zwei mache ich mich flach.

Unter Meeresrauschen und einer Brise um die Nase, schlafe ich bei ca. 22°C ohne Dach und den Sommerschlafsack nur offen als Decke genutzt, ganz gut ein.

 

Es wird keine perfekte erste Nacht unter freiem Himmel, aber ich kann durchaus Energie tanken und fühle mich am Morgen ausgeruht und startklar für Kapitel 2.

Kapitel 2: Von Tarifa zum Embalse del Celemin

Den Schlafplatz sauberer verlassen wie er angetroffen wurde ist hier ein Kinderspiel, denn in Spanien(und auch Portugal) ist überall sehr viel Müll zu finden, selbst an entlegenen Orten! Der Umgang mit dem Wasser ist sicher ein überlebenswichtiges Thema hierzulande, dennoch sollten die Hausaufgaben auch Müllseitig gemacht werden. Es ist schwer ertragbar da es wirklich fast überall und gefühlt alle paar Meter Recyclingstationen gibt. Schwarz für Hausmüll, Blau für Papier und Karton, Gelb für Plastik und Metall und die grünen Kübel natürlich für das Glas(gemischt)

 

Es stört schon sehr, mitten in der eigentlich unberührten Natur Müllberge vorzufinden. 

 

Ein Frühstück gab es trotzdem und zwar Porridge mit Banane, Tass Kaff und 1,5Liter Wasser. Den Bock mit den Taschen beladen, die Trinkflaschen mit Wasser und Magnesiumtabletten geflutet - natürlich die Poposchmierung nicht vergessen! Ab durch Tarifa an der Küste entlang in Richtung Algeciras, den Berg hinauf.

So sehr ich die Fenix von Garmin liebe, so sehr musste ich über die Funktion, Strecken erstellen und den Filter "Navigieren auf Straßen" lachen und fluchen!!! Sehr vegleichbar wie die Erfahrungen mit GoogleMaps und der Fahrradnavigation in Spanien. Herrlich was dort als Straße deklariert ist bzw. auf den Karten die genutzt werden als solche bezeichnet werden. Ich drehe direkt kurz nach Tarifa um und nutze die Bundesstraße welche, wie fast jede einen Fahrradstreifen hat. Diese sind meist auch komfortabel breit und man fühlt sich einigermaßen sicher und verstanden :-)

Es sollte heute eh noch ruppig und staubig genug werden, da muss man nicht schon nach 10km den 30-40kg schweren Bock nen Wanderweg hoch schieben.

Die Kilometros stauben so dahin, es geht einen Schotterweg einsam den Berg hinauf und die Aussicht ist wunderbar. Algeciras, die Meerenge, haufenweise Schiffe aus aller Herren Länder und Marokkos Berge am Horizont - ich liebe es!

 

Der zweite Dämpfer der heutigen Etappe stand an. Die Route sollte noch einige Kilometer an den Bergen entlang sich schlängeln. War nicht, da der Weg von einem neu errichteten Tor und dem Hinweisschild es sei ein Privatweg verschlossen war. Es muss ein riesen Areal neu "erschlossen" oder privatisiert worden sein, da dieser Weg eigentlich offiziell in den Karten ist. Es war auch noch kein Zaun errichtet, lediglich die Pfähle standen schon vereinzelt. Nicht wie sonst schon oft, entscheide ich mich kleinbei zu geben und nehme die einzige Variante weiter und wieder hinab den Berg.

Meine Güte war das anstrengend das schwere Gefährt auf wirklich sehr sehr groben und komplizierten Untergrund die lange Strecke bis zum nächsten Asphalt zu bringen. Feiner Sand, feines Kies gefolgt von Steingrund und Geröll und das alles innerhalb von Metern. Ich bin ein paar mal kurz vor dem Flug.

Größtes Problem Sand! Ich fluche viel!

Ein kleiner freudenschrei bei erreichen von asphaltierten Straßen und direkt den nächsten Kiosk angesteuert. Was für ein Fest mit Wassereis "Tropical", welches mich schon die ganzen Wochen in Spanien und Portugal temperiert. Dazu ne CocaCola klassisch. Nach ca. 30min Pause im Schatten am frühen Nachmittag fahre ich wieder ca. eine Stunde bis zur nächsten, längeren Pause. Es drückt nun schon merklich stärker als noch die vergangenen Tage und auch an der Küste. Wir haben heute 33°C und ab 14Uhr wird es, wenn gerade mal kein Wind geht, unangenehm Warm um den Kopf.

Eine längere Kaffeepause mit kleiner Stärkung und einem Nickerchen stand also an. Ich hatte noch Empanadas und Kekse, lecker!

 

Ein Reptil, welches endlich mal vor der Linse blieb und mir nicht entwischte, ein verunfallter Seat den wie in Star Wars auf Tatooine die Jawas zerlegt und zurückgelassen haben und Schnecken die den Strauch bzw. das verdorrte Gras bewohnen.

 

Das Land ist aufregend heiß und halt von der Stimmung her genauso schön wie feindlich. Ich sehe heute einige Echsen, es raschelt ständig im Straßengraben bei Vorbeifahrt. Die bis jetzt größte Schlange in giftgrüner Farbe bekomme ich leider nicht vor die Linse. 

 

Schauen so viel befahrene Straßen aus? Die geradezu vergessene Bundesstraße wird nicht mehr gepflegt seit die Autobahn direkt ein paar Meter daneben existiert. Ich fahre sehr lange zeit ohne Kontakt. Mir gefallt das!

 

Den Weg begleiten heute gleich zwei Stauseen, welche beide malerischer nicht sein könnten. Alles andere als gemalt ist die Wasserqualität - dreckslöcher, hochgradig veralgt, schade!

Den Schweiß des Tages kann ich aber trotzdem loswerden und finde einen tollen Platz der eigentlich meine zweite Wahl gewesen wäre. In Wakana war ich für die Nacht leider nicht willkommen. Wakana kann gerne gegugelt werden. Toller Platz leider nur für zahlende Gruppen.

 

 

 

Nach der Enttäuschung in Wakana setze ich ein paar Kilometer zurück, denn dort war ein Picknickplatz mit Ausmaßen. Am Platz, welcher bestimmt 4-5 Fußballfelder groß ist, gibt es alles was man benötigt und in Mehrzahl.

 

Angefangen bei drei Trinkwasserbrunnen wo ich beim ersten und größten nach erfolgreichem Funktions- und Qualtiätscheck direkt von einer Wespe gestochen werde, aua, über zu ungelogen bestimmt 20 Bank-Tisch-Kombinationen und ebenso vielen Grill- bzw. Kochstellen. Ein großer Parkplatz und Recyclingabteilung inbegriffen.

 

Mistvieh!

 

Den Stich stecke ich besser weg wie so manchen Moskitostich und habe ihn schon ganz bald vergessen. Das Wasser schmeckt klasse und ist auch ganz leicht warm - fantastischer Kühlschrank!

Alles raus was gekühlt werden muss ist die erste Maßnahme und dann folgen die üblichen, wie die perfekte Stelle auf dem riesigen Areal zu suchen, kochen und Schlafplatz errichten. Nach der Nudel der Abwasch und dann natürlich noch eine Flaschendusche - zurück im Leben!

 

Sehr zufrieden gönne ich mir ein lauwarmes Dosenbier und gleite ins Zelt. Eine perfekte Nacht, Sternenklar, so warm das weder Schlafsack noch Aussenzelt benötigt werden und absolute Ruhe! Nichts!

 

Kapitel 3: Wakana nach Los Canos de Meca

Für die Rundtour durch den Südwesten von Andalusien hatte ich mir auch noch eine vierte Etappe zurecht gelegt, für den Fall dass ich schon am zweiten Tag der Hitze und den Gegebenheiten erliegen sollte. Dies war so nicht der Fall, auch wenn es ein natürlich sehr anstrengender und auch kräfteraubender zweiter Tag gewesen ist. Etappe 3 sollte ursprünglich über ähnliche Zahlen sprechen. Diese wären auch gar nicht das Problem sondern die steigende Hitze und vor allem die Routenführung und Fahrbahnbeschaffenheit. Der Trailanteil heute war nicht unerheblich und selbst dass, was als "auf Straßen navigieren" ein Feldweg sein sollte, ist eine wirklich beschissen grobe Piste die jeden 4x4 beschäftigen wird!

 

Die Idee über Medina Sidona zu fahren verwerfe ich um die Mittagszeit. Dort hätte es ein paar historisch wertvolle Stücke zu bestaunen gegeben und zusätzliche 200Hm, da der Ort wie so einige in der Gegend, exponiert auf einem Hügel hockt.

 

Die Sonne ist heute nochmal ein anderes Thema als die beiden vergangenen Tage und um die Zeit zwischen 11-15Uhr einen Schattenplatz in der Natur zu finden ist auch nicht immer ganz einfach. Ich entscheide mich bis zur historischen Römerbrücke durchzuziehen, scheitere und schlage mich eine halbe Stunde unter die Büsche am Feldwegrand. 37°C

Die "Siesta" an der Brücke ist das nächste Ziel. Nickerchen, Kaffee und Snacks(die Mandarinen waren unglaublich)

Ich spähe nach dem nächsten "Tropical" in der Nähe. 

 

Von der Brücke kurz unterhalb von Medina Sidona geht es ohne Schnörkel und der jetzt neu kalkulierten Route hart Richtung Atlantik. Bundesstraßenromantik welche sehr hügelig daher kommt aber nie fies wird. Dieser Grafikstil der Warnschilder ist eine wahre Freude und motiviert mich unheimlich. Wie es sich für eine Straße die der Küste entgegen ausgerichtet verläuft gehört, ist auch der Wind ein Ding jetzt. All das muss so sein und bringt einen nicht mehr wirklich aus der Ruhe. Ich bekomme mein "Tropical" und eine CocaCola klassisch - bis zum Ziel Los Canos wird geballert, da jetzt wieder auf dem "Grünen"-Weg unterwegs.

 

Wie schnell die grüne Farbe rollt!!!

Kommentar hinzufügen

Kommentare

Katja
Vor 5 Monate

Schick uns doch mal bisle Sonne. Bei uns daheim ist es fast schon herbstlich 😬
Weiterhin viel Spaß. Vergiss die Erholung nicht 😎

Roman
Vor 5 Monate

Würde ich gerne, zumindest das was hier über 30Grad ist könnt ihr haben. Ja klar mach ich Erholung auch...Strand und sowas

Tobias
Vor 5 Monate

Sers - tolle Bilder. Da kommen Erinnerungen hoch. Bei uns hat es gestern 6x geregnet.

Roman
Vor 5 Monate

Sers Toben, warst du in der Ecke auch schon unterwegs oder erinnert dich das an deine Zeit in Griechenland?

Philipp
Vor 5 Monate

Maschine 🚜

Roman
Vor 5 Monate

Jau Dude, Belastung war aber echt im Rahmen. Mental haben mich die Kraterwege mit alle paar Meter sich ändernden Oberflächen gereizt.

susanne
Vor 5 Monate

Sehr beachtlich was du da machst, ich wäre vor den Temperaturen längst kapituliert.

Roman
Vor 5 Monate

Bin ich schlußendlich auch! Da wo ich jetzt bin, wird es in ein paar Tagen noch heißer. Ich bin irgendwie auch gespannt auf die Erfahrung, wenngleich ich weiß es wird übel!

Erstelle deine eigene Website mit Webador